Teamarbeit: Einblicke in das BHP-S Training

 

Spielend lernen? - Von wegen: Konsequenz und Disziplin für Hund und HalterIn sind angesagt, wenn es darum geht, aus ungestümen Fellnasen attraktive Begleithunde zu formen. Dass diese Arbeit aber auch großen Spaß machen kann, liegt an unseren pfiffigen Vierbeinern – und die jährlichen Meldezahlen zu den Begleithundeprüfungen (BHPs) belegen das. Vor allem, wenn das „gemischte Doppel“ ein eingespieltes Team wird, dann war alles die Mühe wert.

Im DTK 1888 e.V., Gruppe Duisburg, starteten wir am 11. Februar 2017 in die neue Saison. Es konnten zwei Gruppen mit jeweils zehn Teams für die „BHP 1-3/BHP-G“ sowie fünf für die „Erschwerte BHP-S 1-3/BHP-S-G“ gebildet werden. Übungsleiterin Petra Steeger, für die BHP-S, wurde durch ihre Rauhhaar-Hündin Kathy als „Assistentin“ tatkräftig unterstützt.

Ab dem 18. Februar ging es ins Gelände, runter vom (eingezäunten) Platz.

Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass wir im Gelände ohne Leine üben: Wenn ein Eichhörnchen oder die Katzen vom Bauernhof unseren Weg kreuzen? Wird „Heinz“ dann seinen Lauf stoppen? Wird er mein Kommando befolgen? Zu Hause im Garten klappt das leidlich gut, aber in der „freien Wildbahn“? Überhaupt ist sein Verhalten in der Gruppe mit seinen Artgenossen sehr viel „eigensinniger“, ja wilder, als zu Hause. Ablenkungen spielen eine große Rolle. Aber deshalb sind wir ja hier: Gehorsam trotz Eigensinn. Wir wollen die Herausforderung annehmen: Verlässlich bei Fuß laufen, Sitz und Bleib aus der Bewegung, Apportieren, souverän durch eine Menschenmenge – alles ohne Leine und Scheiben anzeigen auf einer gelegten Fremdspur an der Schleppleine. Ich bin gespannt!

Schon der Weg in den Wald ist eine Herausforderung: „Heinz“ zieht wie blöde – er will als erster im Wald sein! Dann das Warten zwischen den einzelnen Aufgaben. Sein Eifer ist kaum zu bremsen. Das tut er lautstark und ausdauernd kund. Auch „Rayko“, „Henrietta“, „Fienchen“ und „Feivel“ können es kaum abwarten. „Rayko“ vertreibt sich die Zeit mit Buddeln. Für Kommandos wie „Schluss“ oder „Nein“ haben nicht alle ein Ohr. Alle wollen starten und nicht warten.

Bei den Gehorsamsübungen ist die Konzentration auf die Ansagen der Hundeführerinnen  das A und O. Aber: „Ein Dackel, der gehorcht, ist krank“, sagte mir ein Spaziergänger, der mich zu Hause beim Üben beobachtet hatte. Ach, wie froh wäre ich jetzt, wenn mein Dackel beim Üben und bei der Prüfung nicht ganz gesund wäre! Stattdessen lässt Heinz sich immer etwas anderes einfallen, um dem Gehorsam zu entgehen: Er schaut gezielt weg oder gähnt, putzt sich die Pfoten und setzt dazu seinen unwiderstehlichsten Dackelblick auf - folgt dann (vielleicht) im Zeitlupentempo. Und eigentlich, ja eigentlich ist die Umgebung sowieso interessanter als die ganze Überei.

Aber wir bleiben hart. Noch mehr als zwei Monate bis zur Prüfung. Wir sind alle guten Mutes und hoch motiviert. Dennoch: Das freie Folgen bei Fuß und das „Sitz und Halt“ aus der Bewegung fallen noch immer schwer.

Das Scheibensuchen dagegen absolvieren alle Hunde gut, mit großem Spaß führen sie ihre Hundeführerinnen mindestens zu zwei Scheiben (Pflicht), manche sogar zu allen dreien! Bravo!

Auch den im Wald versteckten Bringgegenstand zu finden, ist für die meisten keine Schwierigkeit. Aber ihn wieder abgeben, zur Hundeführerin zurückbringen? Das, ja auch das müssen unsere Hunde erst noch klar (gemacht) kriegen ...

Der Wettergott meint es durchweg gut mit uns: Die Graupelschauer im Februar und auch Sturm und Regen im März und April machten stets einen Bogen um unser Übungsgelände. Bei uns war Sonnenschein! Auch die übrigen Rahmenbedingungen: gut vorbereitete Übungsstunden, eine souveräne Übungsleiterin und ein tolles Gelände sorgten für intensive und gute Arbeit. Unseren Hunden war das relativ egal. Für sie zählte nur eines:  Dass dauernd ein interessanter Geruch in der (Wald-)Luft ist, bei dem sie einfach ihrer Nase folgen müssen. Da verblasst doch jedes Kommando von Frauchen, auch wenn sie noch so schreit. Überhaupt: dieses Schreien! „Warum macht sie das“, fragt „Heinz“ sich wohl oft - „wo ich doch jedes leiseste Lippenschnalzen schon als Aufforderung verstehe - wenn ich will.“

Am Ende des Übungsnachmittages sind alle Hunde einigermaßen ausgepowert und haben gezeigt, dass sie gelehrige Jungs und Mädchen sind. „Heinz“ streckte auf dem Heimweg alle Viere von sich und legte sich bäuchlings in den Sand. Passiver Widerstand oder wirklich müde? Die Wasserratten „Rayko“ und „Henrietta“ nahmen im clubhausnahen Bächlein ein erfrischendes Bad. Das machte „Heinz“, der Wasserscheue, ihnen nicht nach. Die Erfrischung geht bei ihm mehr durch den Magen.

 

25. März 2017: Wieder hilft der Himmel beim Training! Milde Sonne und erstes sprießendes Grün im Wald! Wir beginnen mit dem „Spielzeug suchen und bringen“.

Das „Suchen“ klappt wieder recht gut, beim „Bringen“ ist noch Luft nach oben. Aber das Schwierigste für die Vierbeiner ist nach wie vor das Warten zwischen den Übungen.

Bei den Gehorsamsübungen liefern unsere Fellnasen inzwischen bessere Ergebnisse ab, zudem erhalten wir Kostproben mancher „Showeinlage“. Trotzdem müssen die HundeführerInnen bei eindeutigen und konsequenten Kommandos bleiben - dürfen sich nicht becircen lassen. Merken unsere Lieblinge, dass die Autorität des Hundeführers mit Charme zu „knacken“ ist, ist es mit dem Gehorsam schnell vorbei. Kontinuierliches Training mit viel Geduld,  Lob (zum richtigen Zeitpunkt!) und „klarer Kante“, was manchmal schwer fällt, sind angesagt. Insgesamt hat aber auch dieser Samstag wieder gezeigt, wie viele schöne Seiten unsere Vierbeiner zu bieten haben und dass es Spaß macht, ihre Talente zu fördern. Zufrieden sind wir zwar noch nicht, aber die Fortschritte seit Februar lassen hoffen. Zurück an der Hütte gibt es für die Vierbeiner freies Toben und einen großen Napf frisches Wasser, für den Rest der Teams Kaffee und Kuchen!

1. April: Kein Aprilscherz - Wir starten wieder ins Gelände! Noch sieben Übungssamstage, dann ist Prüfung. Jetzt heißt es: Das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verlieren! Besonders an den Schwachstellen müssen wir noch arbeiten. Bei „Heinz“ weiterhin: die Konzentration verbessern, verlässlich bei Fuß laufen ohne Leine, Rückruf üben und die Ungeduld zügeln. Puh!

Der April verschaffte uns mit dem Osterfest und den Ferien eine kleine Verschnaufpause, aber im Mai waren alle wieder am Start. 13. Mai: Generalprobe! Wenn die gelingt, geht die Premiere schief, heißt es am Theater. Bei uns verlief die Generalprobe sehr gut, bei manchen sogar glänzend. Immerhin: Wir haben viel gelernt und lassen uns nicht entmutigen.

Endlich ist es so weit: 20. Mai, der Prüfungstag ist da! Was stimmt ist wieder das Wetter. Entgegen der Vorhersage: Sonnenschein, herrlich! Anfangs waren zwar die Wiesen noch nass vom vorherigen Regentag und die Teams wirken am frühen Morgen etwas unkonzentriert (oder aufgeregt?) – keine „bella figura“ also -, so dass der Prüfer unkte, ob wir am Vortag alle Hundegeburtstag gefeiert hätten! Aber dann lief es gut. Im Wald zeigten sich alle Hunde von ihrer besten Seite. Suchen auf der Fremdspur? Kein Problem! Und für „Fienchen“ und „Feivel“ war auch der Bringgegenstand ein Klacks. Mit Freude und Schnelligkeit absolvierten sie auch diesen dritten Aufgabenteil.

Aufgrund des zügigen Ablaufs der BHP-S endete sie nahezu pünktlich. Dann starteten die acht Teams für die BHP 1,2,3 und G. Nach der „Wasserfreude“ erreichte uns an der Clubhütte eine „Vermisstenmeldung“. Teckel entlaufen? Nein, kein Vierbeiner fehlte, sondern ein Teil der Hundeführergruppe. Große Aufregung! Aber nach kurzer Zeit war das Rätsel gelöst: Beim Rückweg hatte es ein Missverständnis gegeben.

Dann konnten endlich Auswertung und Preisvergabe beginnen:

Tagessieger wurden in der BHP-G die junge (13 Monate), vielversprechende  „Jill“ von Volker und Ellen Schauenberg und in der BHP-S errang „Feivel“ mit Claudia Mohr den Pokal. Vorsitzender Franz Kussel gab als Tagesmotto aus: Nach der Prüfung ist vor der Prüfung – nicht nachlassen in der Talentschmiede! Zur Krönung des Tages gab es – wie schon im Vorjahr – die ultimative BHP-Torte, selbst gemacht von Tanja Erbach: riesig, schön und sehr lecker!

 

Duisburg/Mülheim, den 20. Mai 2017/Sei